Ist WLAN-Strahlung schädlich für mich?
Die meisten von uns sind ihr täglich ausgesetzt – der WLAN-Strahlung. Ob zuhause oder auf der Arbeit, fast in jedem Gebäude befindet sich ein WLAN-Router, damit wir ständig vernetzt und erreichbar sind. Die elektromagnetische Strahlungsintensität dieser Geräte liegt weit unter denen vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) empfohlenen Grenzwerten. Doch kann man sich wirklich sicher sein, dass WLAN-Strahlung nicht schädlich ist?
Was ist WLAN-Strahlung?
Über das WLAN (Wireless Local Area Network) kann man sich kabellos mit dem Computer oder Handy Zugang zum Internet verschaffen. Zuhause ermöglichen uns dies sogenannte Router, an öffentlichen Orten sind es Hot Spots oder Access Points. Beide Quellen erzeugen elektromagnetische Felder über den eingebauten WLAN-Sender, die WLAN-Karte des Computers ebenso.
Die WLAN-Strahlung gehört, zusammen mit der von Mobilfunk und Bluetooth, zu der hochfrequenten Strahlung. Bei elektromagnetischen Feldern, die von solchen Quellen ausgeht, spricht man oft von Elektrosmog. Es wird befürchtet, dass diese Felder gesundheitsschädlich sind und vor allem langfristig gefährlich sein könnten.1
Welche Wirkung hat WLAN-Strahlung?
Laut dem Bundesamt für Strahlenschutz konnte bisher keine negative Wirkung auf unsere Gesundheit aufgrund von WLAN-Strahlung nachgewiesen werden. Zudem ist die Strahlenbelastung, die vom WLAN ausgeht, wesentlich niedriger als die von Handys oder schnurlosen Telefonen, da die Sendeleistung viel geringer ist.
Wie sieht die Studienlage aus?
Bisher konnte lediglich bewiesen werden, dass hochfrequente Strahlen, wie sie vom WLAN ausgehen, das Gewebe geringfügig erwärmen können. Diese Erwärmung stellt kein Gesundheitsrisiko dar.
Gemessen wird die Absorption elektromagnetischer Felder des Körpers über die spezifische Absorptionsrate (SAR). Sie wird als Leistung pro Masse in der Einheit W/kg ausgedrückt. Man hat herausgefunden, dass sich die Körpertemperatur um 1 Grad Celsius erhöht, wenn der Körper etwa 30 Minuten lang hochfrequenter Strahlung mit einem Wert von 4 W/kg SAR ausgesetzt ist. Der in Deutschland festgelegte Grenzwert liegt bei 2 W/kg für bestimmte Körperteile wie den Kopf. Laut dem BfS liegen die Strahlenwerte, die von privaten und öffentlichen WLAN-Stationen ausgehen, weit unter diesem Grenzwert. Unterhalb der festgelegten Grenzwerte seien elektromagnetische Felder gesundheitlich unbedenklich.2
Verschiedene Studien haben dennoch ergeben, dass WLAN-Strahlen schädlich sein könnten. Der türkische Physiologe Prof. Mustafa Naziroğlu von der Süleyman-Demirel-Universität geht davon aus, dass die Strahlenfelder durch die Erhöhung des oxidativen Stresses und die Abnahme von Antioxidantien degenerative Effekte im Gehirn verursachen. In einem Kapitel des Buches „Systems Biology of Free Radicals and Antioxidants“ weist er auf diese Wirkung hin.3 Indischen Studien zufolge, bei denen Ratten und Mäuse WLAN-Strahlung täglich 1 bis 2 Stunden über einige Wochen exponiert waren, können sich diese elektromagnetischen Felder negativ auf die Funktion der Leber auswirken.4 Bei zwei türkischen Studien mit Ratten schlussfolgerte man, dass die elektromagnetischen Felder oxidativen Stress im Rattenhoden und der Schleimhaut in Rachen und Hals auslösen.5,6
An einer dänischen Schule haben Schülerinnen im Jahre 2013 einen interessanten Versuch gestartet. Sie platzierten ein Kästchen Gartenkressesamen in einen Raum mit WLAN-Router, ein anderes in einen ohne. 12 Tage lang gossen und pflegten die Schülerinnen beide Samen in genau gleicher Weise und es herrschten identische Bedingungen. Danach waren die Samen im Raum ohne Router in sattem Grün aufgegangen. Die Kresse im anderen Raum wiederum war braun, kaum gewachsen und sogar leicht mutiert. Die Schülerinnen wiederholten den Versuch ein weiteres Mal – mit demselben Ergebnis. Natürlich handelt es sich hier nicht um eine wissenschaftliche Studie, das Ergebnis stimmt trotzdem nachdenklich.7
Wie sind die Ergebnisse zu bewerten?
Laut dem BfS können die Ergebnisse der Studien, die WLAN-Strahlung als gefährlich für die Gesundheit belegen wollen, nicht als zuverlässig eingestuft werden, da entweder die Anzahl der Versuchsobjekte zu gering oder die Angabe der Strahlungsstärke nicht genau defniniert war.
Eine gesundheitsschädliche Wirkung von WLAN-Strahlung ist also derzeit nicht wissenschaftlich belegbar. Doch bedeutet das wirklich, das die Strahlen sich nicht nachteilig auf unsere Gesundheit auswirken? Diese Frage kann man nicht abschließend beantworten.
Was tun gegen WLAN-Strahlung?
Ein Zusammenhang zwischen WLAN-Strahlen und einem Gesundheitsrisiko ist derzeit nicht nachweisbar. Wenn Du Dich trotzdem vorsichtshalber vor den Strahlen schützen möchtest, kannst Du einige Vorkehrungen treffen.
Tipps zum Schutz gegen WLAN-Strahlen
- Entfernung zum Router: Achte darauf, dass Du Deinen Router nicht in Kopfnähe platzierst. Je weiter der Router von Dir entfernt ist, desto geringer die Strahlungsintensität.
- Abstand vom Computer: Wenn Du mit dem Laptop im Internet surfst, vermeide direkten Kontakt und stelle ihn auf dem Tisch ab, nicht auf Deinem Schoß.
- WLAN ausschalten: Schalte, wann immer es Dir möglich ist und Du nicht ins Internet musst, Deine WLAN-Basisstation aus. So gehst Du zumindest stundenweise der WLAN-Strahlung aus dem Weg.
- Kabel statt WLAN: Zuhause könntest Du außerdem das WLAN durch ein Kabel ersetzen, um die Strahlenbelastung zu reduzieren.2
Quellen:
1 Seewald, M.: Der Elektrosmog – Die neue Gefahr unserer Zeit: Welcher Strahlenexposition sind wir ausgesetzt, ihre Wirkung auf den Menschen und wie man sich davor schützt (Schädliche Umwelteinflüsse). 1. Auflage. 2017.
2 Hasse, M.: Umstrittene Funktechnik – Wie gefährlich ist WLAN? Abgerufen am 05.04.2017 auf www.abendblatt.de.
3 Naziroğlu, M. et al.: Effects of Cellular Phone- and Wi-Fi-Induced Electromagnetic Radiation on Oxidative Stress and Molecular Pathways in Brain. Abgerufen am 05.04.2017 auf link.springer.com.
4 Shahin, S. et al.: 2.45 GHz microwave irradiation-induced oxidative stress affects implantation or pregnancy in mice, Mus musculus. Abgerufen am 30.11.2017 auf www.researchgate.net.
5 Oksay, T. et al.: Protective effects of melatonin against oxidative injury in rat testis induced by wireless (2.45 GHz) devices. Abgerufen am 05.04.2017 auf www.emf-portal.org.
6 Aynali, G. et al.: Modulation of wireless (2.45 GHz)-induced oxidative toxicity in laryngotracheal mucosa of rat by melatonin. Abgerufen am 05.04.2017 auf www.emf-portal.org.
7 Borchert, F.: Wie schädlich ist WLAN-Strahlung für den Menschen? Abgerufen am 05.04.2017 auf www.welt.de.