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Was tun gegen extremes Schwitzen?

Übermäßiges Schwitzen nennt man Hyperhidrose.

Extremes Schwitzen (fachsprachlich Hyperhidrose) ist eine Sonderform der überlebenswichtigen Körperfunktion Schwitzen. Während das normale Schwitzen das Ziel hat, die Körpertemperatur zu regulieren, ist das extreme Schwitzen unabhängig von der äußeren Temperatur.

Was ist noch normales Schwitzen …

Ein Erwachsener hat 2-4 Millionen Schweißdrüsen1, die aktiv werden, sobald die Umgebungstemperatur 37° C erreicht. Dann produzieren sie Schweiß – etwa 0,5 bis 0,7 Liter an einem durchschnittlichen Tag.2 Steigt die Temperatur oder kommt körperliche Anstrengung hinzu, steigt die Schweißproduktion – auf 2, 3 oder gar 8 Liter am Tag. Das mag als nervig oder eklig empfunden werden, aber es ist normal – und vor allem überlebensnotwendig.

… und was extremes Schwitzen?

Von extremem Schwitzen spricht man, wenn die Schweißproduktion ohne eine der genannten Ursachen ansteigt oder wenn schon geringe Anlässe, beispielsweise ein Gespräch mit dem Vorgesetzten, für übermäßig feuchte Hände sorgen. Außer den Handflächen sind dann zumeist auch die Fußsohlen, Achseln, Stirn und der Kopf von Schweißausbrüchen betroffen. Etwa 1–2 % der Bevölkerung sind hiervon betroffen. Das Schwitzen lässt sich nicht bewusst steuern, da es vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird.

Fokale Hyperhidrose

Bei einer fokalen Hyperhidrose ist meist nur eine Körperstelle von übermäßigem Schwitzen betroffen. Diese lokale Begrenzung ist aber ausreichend, um den Betroffenen extrem lästig zu werden: Schweißflecken vom Achselschweiß sind in den meisten Situationen peinlich. Und wenn man stattdessen Schweißhände hat, traut man sich kaum mehr, jemandem die Hand zu geben. Unabhängig von der Stelle wird auch der Schweißgeruch oftmals als störend wahrgenommen – sowohl vom Betroffenen selbst als auch von seinem Umfeld.

Generalisierte Hyperhidrose

Eine generalisierte Hyperhidrose beschreibt extremes Schwitzen am ganzen Körper. Betroffene schwitzen so stark, dass sie manchmal mehrfach am Tag ihre Kleidung wechseln müssen, weil sie nassgeschwitzt ist. Sie leiden auch öfter als andere an grippalen Infekten, da durchnässte Kleidung den Körper nicht mehr so gut wärmt.

Wann sollte ein Arzt das Schwitzen untersuchen?

Viele Betroffene gehen zum Arzt, wenn die gefühlte Belastung durch übermäßige Schweißabsonderung so groß ist, dass sie darunter leiden. Wer so schwitzt, hat oftmals Probleme im sozialen Miteinander – die Schweißflecken und unangenehmen Gerüche werden oft mit mangelnder Körperhygiene in Verbindung gebracht, obwohl dies in diesem Fall gar nicht so sein muss. Sinnvoll ist es in jedem Fall, den Arzt aufzusuchen, denn dem Schwitzen kann auch eine Erkrankung zugrunde liegen, die behandelt werden kann.

Extremens Schwitzen und seine Ursachen

Hyperhidrose kann zahlreiche Ursachen haben, muss es aber nicht. In letzterem Fall spricht man von einer primären Hyperhidrose, die sich bisweilen schon im Kindes- und Jugendalter zeigt. Wenn andere Faktoren  zusammen mit dem extremen Schwitzen auftreten, spricht man hingegen von einer sekundären Hyperhidrose. Es muss sich hierbei nicht notwendigerweise um Krankheiten handeln – auch Stress, körperliche Aktivität, Übergewicht oder die Wechseljahre kommen als Verursacher in Frage. Erkrankungen, die mit den Schweißausbrüchen in Zusammenhang stehen können, sind unter anderem Diabetes, neurologische Erkrankungen sowie Infektions- und Tumorerkrankungen.

Der Schweißgeruch selbst entsteht, wenn der an sich geruchlose Schweiß von Bakterien zersetzt wird. Hierbei tritt der typische Buttersäuregeruch auf. Während bei normalem Schwitzen Waschen ausreicht, würde man allein mit dieser Maßnahme bei extremem Schwitzen zu fast nichts anderem mehr kommen!

Extremes Schwitzen – die psychischen Folgen

Da sich die extreme Schweißbildung oftmals äußerlich durch Flecken auf der Kleidung und unangenehmen Geruch zeigt, kann dadurch das Zusammenleben und die Zusammenarbeit mit anderen Menschen erschwert werden. Denn oftmals werden diese Symptome starken Schwitzens als Zeichen mangelnder Hygiene gedeutet. Das Schwitzen kann also nicht nur unangenehm sein, sondern auch Auswirkungen auf Partnerschaft und Beruf haben, und es kann dazu führen, dass Situationen vermieden werden, in denen die Schweißausbrüche als störend wahrgenommen werden. In der Folge kann es zu einem sozialen Rückzug und zu depressiven Verstimmungen kommen.

Ich schwitze so sehr – Welche Therapie hilft?

Es gibt zahlreiche Strategien, um starkes Schwitzen zu bekämpfen. Je nach Intensität und Ursache wird die Wahl des Mittels anders ausfallen. Kurzfristige Hilfen gegen extremes Schwitzen können Antitranspirantien, Achselpads oder auch Babypuder sein. Wie Medikamente und Salben können sie das Schwitzen aber nicht ursächlich bekämpfen, sondern nur das Symptom an sich. Andere Möglichkeiten sind weitreichender, aber auch aufwändiger.

Aluminiumchlorid

Lösungen mit Aluminiumchlorid, also Aluminiumsalzen, erzielen ihre Wirkung gegen Schwitzen dadurch, dass das Aluminiumchlorid sich in die Ausgänge der Schweißdrüsen legt und diese so blockiert. Apotheken mischen auch spezielle Rezepturen zu diesem Zweck.
Generell ist die Aufnahme von Aluminium in den Körper umstritten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung kam beispielsweise zu dem Schluss, dass Aluminium in den Körper aufgenommen wird, wenn ein entsprechendes Deo verwendet wird.3 Außerdem ist die Menge an Aluminiumchlorid in normalen Deos für Betroffene, die stark schwitzen, oftmals nicht ausreichend.

Salbei

Charakteristisch für Salbei ist sein schweißähnlicher Geruch, der einen Hinweis auf seine Verwendbarkeit liefert: Es handelt sich um ein natürliches Mittel, das laut traditionellem Pflanzenwissen gegen extremes Schwitzen hilfreich ist. Hierzu muss ein Salbeitee zubereitet werden, der allerdings nur hilft, wenn er lauwarm oder kalt getrunken wird. Heißer Salbeitee bewirkt nämlich genau das Gegenteil!4

Leitungswasser-Iontophorese

Der Name klingt komplizierter, als es ist: Bei einer Leitungswasser-Iontophorese handelt es sich um ein Wasserbad mit schwachem Gleitstrom. Die Iontophorese kann nicht nur an Händen und Füßen, sondern mithilfe eines Schwamms auch an den Achseln eingesetzt werden. Bei dieser Methode, die als effektiv und sicher gilt, wird die gesteigerte Schweißneigung schrittweise reduziert. Die Behandlung muss in den ersten 5-6 Wochen mehrmals erfolgen; danach reicht eine ein- bis zweimalige wöchentliche Behandlung, um den Status aufrechtzuerhalten.

Botoxinjektion

Das Nervengift Botulinumtoxin (kurz: Botox) stellt ebenfalls eine Therapiemöglichkeit dar. Hierzu wird eine Betäubung der betroffenen Stelle vorgenommen und das Botox quadratzentimeterweise injiziert; dadurch wird erreicht, dass die Impulsübertragung von den Nerven zu den Schweißdrüsen gehemmt wird. Die Behandlung muss nach etwa einem halben Jahr erneut wiederholt werden.

Chirurigischer Eingriff

Einen größeren Eingriff stellt eine Operation dar, bei der Schweißdrüsen entfernt werden. Dies wird durch die subkutane Schweißdrüsensaugkürettage erreicht, die unter örtlicher Betäubung erfolgt. Die Wirkung kann nach einigen Jahren nachlassen, so dass ggf. eine Neubehandlung erforderlich ist. Eine Behandlung mittels Laser gilt als minimalinvasive Maßnahme; gleichwohl ist eine örtliche Betäubung erforderlich. Bei dieser Methode werden die Schweißdrüsen verödet, indem eine Laserfaser unter die Haut des betroffenen Achselbereichs geschoben wird. Die Schweißdrüsen werden gezielt durch Hitze verödet.

Entspannungstechniken, wenn ich schwitze

Um Stress abzubauen, können Entspannungstechniken sehr hilfreich sein, die verhindern, dass Betroffene in einen Teufelskreis geraten. Wer nämlich Schweißflecken, nasse Hände und Schweißfüße hat, meidet oft den Kontakt zu anderen. Da sich diese Vermeidungsstrategie nicht immer umsetzen lässt, kommt es in Situationen, in denen man mit anderen Kontakt hat, oft schon beim Gedanken an diese Situation zu Schweissausbrüchen – und die waren es ja eigentlich, vor denen man sich gefürchtet hat. Mit Entspannungstechniken wie Meditation, Yoga oder autogenem Training kann man diesen Teufelskreis durchbrechen.

Quellen:
1 Dr. Roland Rother: Das Hautpilzsyndrom – Ausgeblendete Aspekte einer Zivilisationsseuche. Pro BUSINESS, 2016.
2 Arzbach, V.: Hyperhidrose. Nicht nur bei Hitze schweißgebadet. Pharmazeutische Zeitung 33/2013.
3 Bundesinstitut für Risikobewertung: Aluminiumhaltige Antitranspirantien tragen zur Aufnahme von Aluminium bei. Stellungnahme Nr. 007/2014 vom 26. Februar 2014.
4 Madejsky, M.: Lexikon der Frauenkräuter. AT Verlag, Baden und München, 2015.

 

Wichtig: Das Lesen dieses Artikels ersetzt keinen Arztbesuch und unsere Ratschläge stellen keine medizinische Beratung oder Diagnose dar.


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